Jahrgang 2016 - Überraschende Vielfalt dank extremer vegetativer Unterschiede in den Einzellagen und Parzellen an Mosel, Saar und Ruwer
Intensive Wettergeschehnisse führen zu extrem abwechslungsreichem Jahrgang 2016
Selten zuvor zeigte sich der Vegetationsverlauf in den Lagen und Parzellen wetterbedingt so unterschiedlich wie im vergangenen Jahr. Während die Reben in einigen Lagen bereits blühten, hatten sie an anderer Stelle gerade einmal ausgetrieben. „Selbst als erfahrener Önologe erlebe ich jedes Weinjahr als eine Achterbahn der Gefühle: Hagelstürme, heiße Sommerwochen ohne Regen oder sich ausbreitende Schädlinge – in Gedanken sind wir das ganze Jahr über bei den Reben“, verdeutlicht Dr. Karsten Weyand, Güterdirektor der Bischöflichen Weingüter Trier, die alljährliche Zitterpartie.
Ayler Riesling Kabinett trocken ist Offizieller Berlinale Weine 2017
Dass sich die nervenaufreibende Arbeit lohnt, hat sich zuletzt bei den 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin, der Berlinale, bewiesen: Der 2015 Ayler Riesling Kabinett trocken wurde zum offiziellen Berlinale Wein gekürt. Auf allen Galas, Empfängen und in den Lounges der Berlinale wurden ausschließlich heimische Weine gereicht, zu denen nach 2013 schon zum zweiten Mal ein Riesling der Bischöflichen Weingüter Trier zählte.
Bestätigung des Engagements in den Bereichen Qualität, Umwelt und Arbeitsschutz
Darüber hinaus unterzogen sich die Bischöflichen Weingüter Trier im vergangenen Jahr erfolgreich einer umfassenden Qualitäts- und Sicherheitsprüfung durch die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS GmbH). Am 14. Dezember 2016 zertifizierte sie die Bischöflichen Weingüter Trier nach den Forderungen von EcoStep, ein Qualitätsmanagementsystem für die Weinbranche, das maßgeblich an der Hochschule Geisenheim University entwickelt wurde. Das Zertifikat bestätigt offiziell, dass im Betrieb umweltbewusst, ordnungsgemäß und nach hohen Qualitätsstandards gearbeitet wird sowie dass die Kernforderungen der ISO 9001, ISO 14001, ISO 22000 und BS 18001 erfüllt sind.
Vegetationsverlauf 2016
Der Januar 2016 startete mit deutlich zu warmen Temperaturen für die Jahreszeit. Das Thermometer fiel nur selten unter Null und der zur Schädlingseindämmung wichtige Dauerfrost blieb aus. Der Januar, Februar und März waren von häufigen Regenfällen geprägt, die für wasserübersättigte Böden sorgten. Aufgrund der wenigen Sonnenstunden in den ersten Frühlingswochen und der damit verbundenen niedrigen Temperaturen trieben die Reben deutlich später aus als in den Vorjahren. Die Vegetation setzte nur langsam wieder ein.
Mit Beginn der Sommermonate stellten sich konstant warme Temperaturen ein; selbst nachts wurden Werte von 20 Grad erreicht. Gleichzeitig blieben die Niederschlagsmengen unverändert hoch. Diese problematische Kombination aus Feuchtigkeit und Wärme hatte eine explosionsartige Vermehrung von Krankheiten wie etwa dem Falschen Mehltau zur Folge und stellte sowohl für die Reben als auch für die Mitarbeiter einen intensiven Kraftakt dar. Dank des frühzeitigen Erkennens und entschlossenen Eingreifens der Weinbergmitarbeiter ließ sich die Verbreitung der Pilzerkrankung verhindern.
Der vielfältigste Jahrgang seit langem
Als Folge der extremen Wetterbedingungen zog sich die Blüte in die Länge und über den gesamten Juni hinweg. Auffallend und besonders war, dass der Vegetationsstand von Weinberg zu Weinberg ungewöhnlich stark variierte. Selten waren die Unterschiede in den Lagen zwischen Ayl und Bernkastel so markant wie im Jahr 2016. „Wir erwarten einen extrem abwechslungsreichen und charakterlich so vielfältigen Jahrgang wie nie zuvor“, unterstreicht Dr. Karsten Weyand die Auswirkungen der klimatischen Bedingungen auf den Wein.
Ab August beruhigte sich das Wetter und eine lange sonnige und trockene Phase stellte sich ein. Die hohen Temperaturen und der üppige Wasservorrat im Boden trieben die Vegetation voran. Vor allem in den letzten Wochen vor der Ernte nahmen die einzelnen Beeren an Umfang zu. Selbst die Trauben, die bis Juli unter den Wetterlaunen an Mosel, Saar und Ruwer gelitten hatten, entwickelten sich prächtig und reiften zu kleinen, aber hochkonzentrierten Beeren heran. Ihr Zuckergehalt stieg teilweise um mehr als 10 Grad Öchsle pro Woche.
Der goldene Herbst präsentierte gesundes Lesegut, das in den Parzellen und Lagen mit viel Zeit höchst selektiv bis in den frühen November gelesen werden konnte. Aktuell gärt der Großteil der Moste in den Fässern noch, doch Kellermeister Johannes Becker prognostiziert auf Grundlage seiner jahrzehntelangen Erfahrung einen „rieslingtypischen Jahrgang, der durch seinen fruchtig-frischen Charakter von sich Hören lassen wird“. Vielleicht sogar auf der Berlinale 2018.